Landesbischöfin Margot Käßmann: Es gilt das gesprochene Wort – Predigt

Létrehozás: 2009. október 05., 10:07 Legutolsó módosítás: 2009. október 07., 13:30

Ökumumenischer deutsch-ungarischer Gedenkgottesdienst anlässlich des 20. Jahrestages der Grenzeröffnung in Ungarn, Budapest, 02.10.2009.

Liebe Gemeinde,

was der Apostel Paulus vor fast 2000 Jahren an die Galater schrieb, passt erstaunlich gut auf unseren Tag heute, an dem wir danken für das Wunder, das Gott vor 20 Jahren möglich gemacht hat. Ich bin dankbar für dieses Wunder, dankbar in einem Deutschland und einem Europa ohne trennende Grenzen leben zu dürfen. Allerdings bin ich auch irritiert, wer so alles den Fall der europäischen Mauer feiert. Gestern erhielt ich eine Reklame von Tschibo, einem großen Kaffeeversand in Deutschland: „20 Jahre Mauerfall“ – eine „aufwändig gestaltete Gedenkmedaille aus Neusilber konnte bestellt werden, mit einem BRD- und DDR Pfennig und wohlgemerkt, „einem Stück Stacheldraht als Symbol der gewaltsamen Trennung sowie einem Originalstück der Berliner Mauer“. Offen gestanden frage ich mich manchmal, wie viel Berliner Mauer inzwischen verkauft wurde und ob das alles echt ist. Aber das ist wohl eine Frage der Marktgesellschaft…. Lassen Sie uns dem Bibeltext in drei Schritten nachgehen:

Zur Freiheit berufen

Christliche Freiheit, von der Paulus hier spricht, ist eine eigene innere Freiheit von all den Zwängen und Urteilen der Welt. Christen verstehen ihr Leben als Geschenk Gottes. Es macht Sinn, weil Gott uns Lebenssinn zusagt. Wir stehen mit unserem Leben in einer Geschichte Gottes mit den Menschen. Gott sagt: „Fürchte dich nicht! Ich bin ja da. Und nun mach das Beste aus deinem Leben.“ Das stellt mein Leben in den Horizont Gottes. Ich muss mich nicht ständig beweisen, die anderen nicht ausstechen, überbieten. Ich muss auch keine Angst haben, wenn etwas misslingt, wenn ich mich einsam fühle, wenn ich mich frage, wozu ich überhaupt auf der Welt bin. Gott sagt Ja zu mir – das gibt eine große innere Unabhängigkeit und Gelassenheit. Wer so leben kann, ist wirklich ein freier Mensch. Wer sich innerlich frei weiß vom Urteil anderer, von Zeitströmungen, von kurzfristigem Applaus, hat Mut zur Zukunft, Lust am Gestalten, Freude am Leben. Der Gedanke der Freiheit war und ist gerade für die Kirche der Reformation von zentraler Bedeutung. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ hat Martin Luther das bis heute auf bemerkenswerte und anregende Weise ausgeführt. Die Spannung zwischen seinem Satz „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ und dem anderen „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ ist dabei wegweisend. Die Freiheit eines Christenmenschen ist also einerseits ganz ohne Voraussetzung. Schlicht geschenkte Freiheit. Und doch ist sie nicht ohne Folgen. Diese Freiheit berührt zuallererst Glaubensfragen, jeder Zwang wird hier abgewehrt. Daraus entsteht die Freiheit des Gewissens, die sich dann als verantwortliche Freiheit im persönlichen und öffentlichen Leben umsetzt. Freiheit im evangelischen Sinne ist deshalb nie der Libertinusmus, mit dem Freiheit heute allzu oft verwechselt wird, sie ist nie die Banalisierung und Trivialisierung von Werten und Standpunkten. Nein, um Verantwortung geht es und um Bindung an Gottes Wort. Freiheit im evangelischen Sinne ist deshalb auch nie liberal im Sinne von absoluter Individualität, sondern sie weiß sich bezogen auf Gemeinschaft. Das ist die Freiheit, meine eigene Würde zu sehen, auch wenn ich in Armut, mit Krankheit oder mit anderen Grenzen leben muss. Das ist die Freiheit, mich an die 10 Gebote zu halten, auch wenn viele in Europa das als gestrig ansehen. Das ist die Freiheit, nur schlicht zu sein, auch wenn ich haben könnte. Es ist auch die Freiheit der Gedanken, die Religionsfreiheit, die Redefreiheit. Für diese Freiheit haben viele Menschen ihr Leben gelassen in Europa. Allzu oft wurde die Freiheit bedroht, gerade auch von Deutschland aus, als die Nationalsozialisten im vergangenen Jahrhundert ganz Europa in Tyrannei, Elend und Krieg stürzten. Freiheit meint eben nicht: keine Regeln, alles läuft nach meinem Gusto, völlig unabhängig, ich mache, was ich will oder ich setze mich durch. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ hat Martin Luther das bis heute auf bemerkenswerte und anregende Weise ausgeführt. Die Spannung zwischen seinem Satz „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ und dem anderen „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ ist dabei wegweisend. Das heißt, der andere geht mich etwas an.

Der Gedanke der Freiheit war und ist gerade für die Kirche der Reformation von zentraler Bedeutung. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ hat Martin Luther das bis heute auf bemerkenswerte und anregende Weise ausgeführt. Die Spannung zwischen seinem Satz „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ und dem anderen „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ ist dabei wegweisend. Die Freiheit eines Christenmenschen ist also einerseits ganz ohne Voraussetzung. Schlicht geschenkte Freiheit. Und doch ist sie nicht ohne Folgen. Diese Freiheit berührt zuallererst Glaubensfragen, jeder Zwang wird hier abgewehrt. Daraus entsteht die Freiheit des Gewissens, die sich dann als verantwortliche Freiheit im persönlichen und öffentlichen Leben umsetzt. Freiheit im evangelischen Sinne ist deshalb nie der Libertinusmus, mit dem Freiheit heute allzu oft verwechselt wird, sie ist nie die Banalisierung und Trivialisierung von Werten und Standpunkten. Nein, um Verantwortung geht es und um Bindung an Gottes Wort. Freiheit im evangelischen Sinne ist deshalb auch nie liberal im Sinne von absoluter Individualität, sondern sie weiß sich bezogen auf Gemeinschaft. Das ist die Freiheit, meine eigene Würde zu sehen, auch wenn ich in Armut, mit Krankheit oder mit anderen Grenzen leben muss. Das ist die Freiheit, mich an die 10 Gebote zu halten, auch wenn viele in Europa das als gestrig ansehen. Das ist die Freiheit, nur schlicht zu sein, auch wenn ich haben könnte. Es ist auch die Freiheit der Gedanken, die Religionsfreiheit, die Redefreiheit. Für diese Freiheit haben viele Menschen ihr Leben gelassen in Europa. Allzu oft wurde die Freiheit bedroht, gerade auch von Deutschland aus, als die Nationalsozialisten im vergangenen Jahrhundert ganz Europa in Tyrannei, Elend und Krieg stürzten. Freiheit meint eben nicht: keine Regeln, alles läuft nach meinem Gusto, völlig unabhängig, ich mache, was ich will oder ich setze mich durch. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ hat Martin Luther das bis heute auf bemerkenswerte und anregende Weise ausgeführt. Die Spannung zwischen seinem Satz „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ und dem anderen „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ ist dabei wegweisend. Das heißt, der andere geht mich etwas an.

Liebe ist das höchste Gebot

Freiheit bindet sich im christlichen Sinne an die Liebe, die Nächstenliebe. Mir ist wichtig, dass hier noch einmal deutlich wird: das christliche Liebesgebot hat seinen Ursprung im jüdischen Liebesgebot. Wir sind mit der Religion, der Jesus selbst angehört verbunden über dieses Gebot. Nun ist Liebe ein sehr schönes Gefühl, das wir zuallererst zwischen Paaren sehen oder zwischen Eltern und Kindern. Aber Liebe ist grundsätzlich eine entscheidende Haltung im Leben. Es ist jemandem abzuspüren, ob er Menschen liebt, oder ein Misanthroph ist, finde ich. Eine Liebe zu den Menschen lässt uns nachsichtiger sein, lebensfroher. Erinnern wir uns, zwanzig Jahre zurück. 1989 war ein spannendes, ein angespanntes Jahr. Unsere Kirchen in Europa kamen im Mai in Basel zu einer großen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung zusammen. Schon damals war etwas spürbar vom „wind of change“. Es gab ein neu erwachtes Interesse zwischen Ost und West, vielleicht können wir es auch Nächstenliebe nennen. Dieser Prozess, den die Kirchen in der DDR 1983 angeregt hatten, führte vor allem in Ostdeutschland zu großen Versammlungen mit offenen freien Debatten über Gerechtigkeit in der Ausreisefrage, Frieden mit Blick auf die atomare Bewaffnung und Schöpfung mit Blick auf Umweltzerstörung wie etwa in Bitterfeld. Solche Debatten waren neu. Und plötzlich wurden die Kirchen voller, weil sie Orte der Freiheit waren, in denen Menschen den Mut hatten, offen zu reden. Ungarn hat dann eine entscheidende Rolle gespielt. Ich erinnere mich gut an die Spannung, ja Atemlosigkeit mit der wir am Fernseher in Westdeutschland verfolgt haben, wie am 2. Mai 1989 begonnen wurde, die Grenzanlagen an der ungarisch-österreichischen Grenze abzubauen. Am 27. Juni die symbolische Stacheldrahtdurchtrennung durch den ungarischen Außenminister Gyula Horn und den österreichischen Außenminister Alois Moch haben wir staunend gesehen. Es bewegte sich etwas. Der „wind of change“, der Geruch der Freiheit, sie wurden konkret in Ungarn zuerst. Mehr noch wurden Hoffnung in der DDR geweckt. Hunderte DDR-Bürger erreichten den Westen über Ungarn, entweder illegal oder über die bundesdeutsche Botschaft hier in Budapest. Am 19. August dann das so genannte Paneuropäische Picknick bei Sopron in dessen Verlauf rund 600 Bürgerinnen und Bürger der DDR über die Grenze geflohen sind. Ende August 1989 hielten sich schließlich rund 150 000 DDR-Bürger in Ungarn auf. Die Führung Ihres Landes begann in einer Haltung, die ich als Nächstenliebe bezeichnen würde, der Freiheit Vorrang vor den Abkommen zu geben. Sie ließ die Flüchtlinge die Grenze überqueren… Und dann kamen die Vielen in die Botschaften in Budapest und Prag und Warschau und schließlich konnte der Außenminister Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 in der Prager Botschaft verkünden, dass sie ausreisen dürften. Ich werde das nie vergessen, diese Züge, die durch die DDR fuhren, die Ausschreitungen auf dem Dresdener Hauptbahnhof. Am 5. Oktober 1989 erreichten die Züge in Hof das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Das war ein historisches Beispiel dafür, wie durch Liebe zu den Menschen Freiheit möglich wird. Als Deutsche sind wir den Ungarn zutiefst verbunden durch diese Freiheitsliebe, die 1956 unterdrückt wurde, aber sich Bahn gebrochen hat durch all die Jahre hindurch 1989. Freiheit des anderen in den Vordergrund zu stellen gegen alle Konvention, gegen das überkommende Gesetz, das ist eine zutiefst christliche Haltung.

Vom Beißen und Fressen untereinander

Und heute? Sind die Menschen nicht enttäuscht vom neuen Europa? All die Hoffnungen verflogen. Nein, das wäre eine wirklich falsche und fatale Interpretation der Geschichte. Es gibt das Beißen und Fressen, von dem Paulus so realistisch spricht, ja. Das ist wie das Murren der Israeliten bei ihrer 40jährigen Wanderschaft von den Fleischtöpfen Ägyptens hin in das gelobte Land. Da gibt es Misstrauen und Neid, die Versuchung, das Alte besser zu finden als das Neue. Ja, auch nationale, wahrhaftig wiederum nationalsozialistische Tendenzen gibt es, die wir gemeinsam zu bekämpfen haben. Menschen, die in schrecklicher Tradition versuchen, die Gefühle anderer zu beeinflussen versuchen. Sie erklären, die einen seien nun wertvoller als die anderen, auf einmal geht es wieder um Rasse und Herkunft und Hautfarbe.... In Deutschland haben wir mit solchen nationalistischen Bewegungen entsetzliche Erfahrungen gemacht und ich bin überzeugt, wir haben die Kraft, ihnen in Deutschland wie in Ungarn zu widerstehen durch unsere Liebe zu den Menschen, die alle, gleich welcher Hautfarbe und Herkunft in selber Würde Ebenbild Gottes sind. Der Karikaturist Robert Gernhardt hat diese Erkenntnis wunderbar formuliert:

„Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd es nicht. Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ dies sein. Ich sprach: Lahmer, du kannst gehen! Doch er blieb auf Krücken stehn. Da ward auch dem Dümmsten klar, dass ich nicht der Heiland war.“

Ja, in der Tat, eine gewisse Demut gehört zu all unserem Tun hinzu. Aber das ist kein Appell zur Trägheit! Wir sollen unser Bestes tun, als in die Welt hinaus gesandte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes, sie in Verantwortung zu gestalten und zu verwalten. Wir sind Gesandte! Und in den Dienst genommen zu werden ist etwas Schönes. Zu glauben: Christus traut mir zu, diesen Dienst in dieser Welt auszurichten. Hier liegt der Sinn und die Quelle unseres Lebens, wir sind gewollt mit unseren Gaben. Wir sind angesehene Menschen, weil Christus uns ansieht. Es ist auch eine Gnade, ein Geschenk, dass wir in diesem Dienst stehen dürfen. Auch wenn wir manches Mal murren mögen als Kirche auf dem Weg, weil wir mit dem Mitgliederschwund kämpfen, die Mittel weniger werden, wir Wüstenzeiten zu durchqueren scheinen, wenn das Zusammenwachsen von Ost und West in Deutschland wie in Europa insgesamt schwierig ist, dürfen wir damit rechnen, dass Gott uns genug zum Leben gibt. Wir können Kirche sein in unserer Zeit, dafür werden wir genügend Kraft und Manna und Wachteln erhalten. Vielleicht werden nicht überall gleich Leuchtfeuer entzündet, aber es werden Menschen getröstet, Gottesdienste gefeiert, Evangelium verkündigt Kranke begleitet, Hungernde gespeist, Sterbenden wird die Hand gehalten, Kinder werden getauft, Abendmahl wird geteilt – wo immer das geschieht, sind wir Kirche in der Nachfolge Jesu Christi, unterwegs als Volk Gottes. Ja, unsere Kirchen, unser christlicher Glaube ist oft angefochten im neuen Europa. Aber es gibt auch diese neue Frage nach dem Glauben, dieses neue Interesse an christlichen Überzeugungen und Werten. Wir tun unser Teil, Gott wird es wirken. Wie Martin Luther so treffend formuliert hat „Wir sind es doch nicht, die da könnten die Kirche erhalten, unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen, unsere Nachkommen werden es auch nicht sein, sondern der ist’s gewesen, ist’s noch und wird es sein, der da spricht: ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“(1539) Darauf vertrauen wir. Und in diesem Vertrauen auf Gott gehen wir durch unsere Zeit, wie die Israeliten durch ihre Wüstenzeit gingen. Gott wird uns Manna genug geben, um diesen Weg zu gehen auch durch Wüstenzeiten. Und wenn wir murren, wird Gott dieses Murren hören, uns neuen Mut schenken, damit wir fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet unseren Weg als Christinnen und Christen an unserem Ort in unserer Zeit gehen. Als Kirchen in Deutschland sind wir Ihnen als Kirche in Ungarn tief verbunden durch diesen historischen Prozess. Ich bin dankbar, dass die Kirchen, gerade auch die evangelischen Kirchen eine so besondere Rolle in der friedlichen Revolution in Europa gespielt haben. Der Ruf „keine Gewalt“, er wurde aus den Kirchen von Leipzig und Dresden und Ostberlin auf die Straßen getragen. Atemlos haben wir im Westen das verfolgt, erinnert an den Tien-An-Men Platz in China am 3./4. Juni 1989 und die brutale, ja mörderische Niederschlagung der Opposition hatten wir Angst um die Menschen, die für ihre Freiheit kämpften. Dass Gebete und Kerzen eine Diktatur in die Knie zwingen könnten, das haben wir manchmal ja selbst nicht zu hoffen gewagt. Gottes Wege zur Freiheit sind offenbar größer als das, was wir überhaupt zu hoffen wagen…

Zum Schluss

Vor zwei Wochen konnte ich mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland nach Korea fahren, Christinnen und Christen erst in Nordkorea, dann in Südkorea haben wir besucht als Symbol der Verbundenheit, die unsere geteilten Länder in Deutschland zusammengeführt haben. Von beiden Seiten haben wir die Grenze gesehen. Sie ist 240 Kilometer lang und als demilitarisierte Zone vier Kilometer breit. Eine Millionen Soldaten stehen sich dort gegenüber. Als wir von Pjöngjang aus an der Grenze waren, stand dort ein Schild: 70 Kilometer nach Seoul. Da hätten wir locker hinfahren können. Stattdessen mussten wir 160 Kilometer zurück nach Pjöngjang, von dort über Peking fliegen, um Richtung Seoul umzusteigen – 3000 Kilometer Umweg. Der Rat der EKD hat diese Reise gemacht, um Christinnen und Christen auf beiden Seiten des geteilten Landes zu besuchen, die sich gegenseitig nicht besuchen können. Auch für uns in Ost- und Westdeutschland waren ja diese Besuche von entscheidender Bedeutung. Aber wir konnten uns wenigstens besuchen, zumindest von West nach Ost, erst im Rentenalter auch anders herum. Die koreanische Grenze ist dicht. Und die Koreaner beneiden uns um unsere Vereinigung nach so langen Jahren der Trennung. Sie beneiden uns und konnten kaum verstehen, auch wenn sie verstanden haben, dass es eine große wirtschaftliche Anstrengung kostet, dass es Spannungen gibt, weil manche meinen, der Osten sei vom Westen geradezu annektiert worden und menschliche Enttäuschungen. Aber dass es eine Sehnsucht gibt zurück in alte Zeiten der Trennung, das können sie nicht verstehen. Das Gott ein neues Miteinander in Freiheit möglich gemacht hat, das ist in der Tat ein Wunder. Wir können dankbar sein, dass nun schon eine ganze Generation in einem freien Europa ohne Grenzen leben darf. Dankbar als Menschen und auch als Kirchen in Europa. Feiern wir also diese Dankbarkeit. Amen.

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